Was westlich von Bern gebaut wird, findet in der Deutschschweiz oft wenig Beachtung. Das gilt auch für Modul- und Systembauten. Modulart nimmt seine Leserschaft deshalb auf eine zweitägige Tour per Bahn, Bus und zu Fuss in den Westen unseres Landes mit.

Frimodul am Standort Heitera.

Bild: Roland Bernath

Park Windig in Freiburg.

Bild: Jérôme Humbert

Vier Schulgebäude, Minihäuser in einer Parklandschaft, eine Unterkunft für Migranten sowie ein temporärer Pavillon für Tanzvorstellungen – so sieht unsere Liste für die nächsten zwei Tage aus. Wir starten frühmorgens auf der Nordseite des Bahnhofs Freiburg. Von dort aus spazieren wir in einer guten Viertelstunde zu Fuss zum Schulhaus Vignettaz. Dort steht eines der 2012 vom lokalen Büro mullerarchitecte in Zusammenarbeit mit dem Zürcher Architekturbüro mazzapokora entworfenen modularen Schulprovisorien. Die filigranen Pavillons aus Holz wurden bis heute an vier Standorten in der Stadt Freiburg realisiert. Derjenige beim Schulhaus Vignettaz war bei seiner Erstellung 2014 zweistöckig und hat unterdessen ein zusätzliches Geschoss erhalten. Gleich daneben steht die Schulhauserweiterung des Büros Dias-Cottet Architectes aus Lausanne. Von der nahen Bushaltestelle Passage du Cardinal aus fahren wir ans andere Saaneufer zur Haltestelle Windig. Kurz vor Erreichen des Ziels sehen wir in der Ferne die elegante Poya-Brücke der Umfahrungsstrasse, die 2014 eingeweiht wurde.

An den grossen Wohnblocks oberhalb der Bushaltestelle vorbei laufen wir den Hang zum Parque du Windig hoch. Dort, mitten im Grünen, hat das Fribourger Architekturbüro LVPH drei zweigeschossige Minihäuser gebaut. Mit ihrer Vermietung deckt der Besitzer des 30 Hektaren grossen Parks einen Teil der Unterhaltskosten der Grünanlage. Jedes der an Kisten erinnernden Häuser besteht aus vorgefertigten Holzelementen und hat eine Grundfläche von 5,5 mal 5,5 Metern.

Ein Nachmittag – drei Schulbauten

Wieder zurück an der Route de Berne bringt uns der Bus zum Bahnhof, von wo aus wir mit dem Zug über Bern nach Biel reisen. Nach der Mittagspause in der nahen Altstadt fahren wir mit dem Regionalzug ins acht Minuten entfernte Pieterlen. Zu Fuss erreicht man in einer Viertelstunde das Dorfschulhaus, das Verve-Architekten aus Biel 2019 mit einem kleinen Modulbau für vier Klassenzimmer und Gruppenräume erweitert haben. Der nächste Bau auf unserer Liste stammt vom selben Büro. Die Fahrt mit dem Bus (Haltestelle gleich vor dem Schulhaus) nach Biel dauert rund zwanzig Minuten. Ziel ist das Schulhaus Champagne. Dort haben Verve-Architekten ein provisorisches Schulgebäude mit drei Geschossen erstellt. Interessant ist unter anderem die auffällige aussenliegende Erschliessung mit ihrer kaskadenartigen Treppenstruktur.

Zum Schluss des langen Tages folgt ein viertes Schulhaus. Nochmals rund zwanzig Minuten dauert die Fahrt mit dem Bus nach Port. Mitten in einem Einfamilienhausquartier steht der Erweiterungsbau des Dorfschulhauses aus der Feder des jungen Zürcher Büros Skop. Der Holzelementbau fügt sich mit seiner gestaffelten Fassade und dem gefalteten Dach wie selbstverständlich in die kleinteilige Umgebung ein.

Zurück in Biel beschliessen wir den Abend stilgerecht mit einem Apéro und einem Nachtessen im Restaurant La Péniche in Nidau (Schlossstrasse 25). Das zweigeschossige Gebäude aus Holzelementen punktet nicht nur mit seiner Architektur, sondern auch mit seiner Lage am See.

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Schule in Pieterlen.

Bild: fotostudio ph7, Stefan Hofmann, Biel

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Schule in Biel.

Bild: fotostudio ph7, Stefan Hofmann, Biel

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Schule in Port.

Bild: Simon von Gunten

Asylunterkunft und zeitgenössischer Tanz

Der zweite Tag startet mit einer längeren Zugfahrt entlang des Bieler-, Neuenburger und Genfersees. In Genf bringt uns das Tram zur Station College Sismondi. Direkt gegenüber stehen die zwei Gebäudezeilen des Centre Rigot. Das Architekturbüro Acau aus Carouge hat hier für die Unterbringung von Asylsuchenden einen stilreinen Modulbau aus Holz realisiert. Die fünfgeschossigen Wohngebäude mit Laubengängen basieren auf einem Basismodul, das je nach Nutzung und Wohnungstyp unterschiedlich konfiguriert werden kann.

Fürs Mittagessen wechseln wir mit Tram und Bus über die Rhone hinweg in die Altstadt, bevor es zum letzten Programmpunkt unserer Liste geht. Auf der Place Charles-Sturm steht der spannende Holzpavillon von OnArchitecture aus Lausanne kurz vor der Fertigstellung. Der zweigeschossige, vorgefertigte Holzbau mit Platz für 200 Zuschauer bietet die passende Kulisse für moderne Tanzaufführungen und kann später demontiert und anderswo wieder aufgebaut werden. Da es erst früher Nachmittag ist, lassen wir unsere Tour in einem der nahen Restaurants bei einem Gläschen kühlen Weisswein aus den nahen Rebbergen ausklingen, bevor wir uns auf den Heimweg Richtung Osten machen.

Centre Rigot.

Bild: Enric Rovira, Marcel Kultscher

Pavillon de la dance.

Bild: on architecture sarl

Informationen zur Tour

Anreise: mit Bahn bis Fribourg
Rückreise: mit Bahn ab Genf
Route:
1. Tag: Bahnhof Fribourg – Schulhaus Vignettaz – Parque de Windig – Bahnhof Fribourg – Bahnhof Biel – Bahnhof Pieterlen – Schulhaus Pieterlen – Biel – Schulhaus Champagne – Schulhaus Port – Bahnhof Biel.
2. Tag: Bahnhof Biel – Bahnhof Genf – Centre Rigot – Pavillon de la Danse (Place Charles-Sturm) – Bahnhof Genf
Übernachtung: diverse Hotels in Biel siehe Link.

Tag 1 – Freiburg & Biel

Tag 2 – Genf

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