Der Wohnkomplex «Puukuokka» besteht aus drei sechs- bis achtstöckigen Gebäuden, in denen insgesamt 184 Haushalte untergebracht sind. Der energieeffiziente, modulare Massivholzbau steht in einem Vorort der finnischen Stadt Jyväskylä.
Bilder: Mikko Auerniitty
«Puukuokka» ist weit mehr als ein Wohnblock – es ist Finnlands erstes achtstöckiges Appartementhaus aus Holz, fertiggestellt 2015. «Puukuokka Two» folgte 2017 und «Puukuokka Three» vollendete den Komplex im darauffolgenden Jahr. Mit der geknickten Grundform folgen die drei Bauten subtil der hügeligen Topografie und spannen einen geschützten Wohnhof und Zugangsbereich zu einem kleinen Wäldchen auf. Was aber ist das Besondere an «Puukuokka»? Bei ihm handelt es sich um ein Pilotprojekt, bei dem CLT im mehrgeschossigen modularen Holzbau zum Einsatz kam. CLT steht für Cross Laminated Timber – zu Deutsch: Brettsperrholz.
Welches Potenzial hat Brettsperrholz?
Mit dem Projekt loteten die Architekten von OOPEAA das Potenzial von Brettsperrholz für den modularen Fertigteilbau aus. Das Ziel war es, qualitativ hochwertige, umweltverträgliche und erschwingliche 2,5- und 3,5-Zimmer-Eigentumswohnungen für Alleinstehende aller Altersgruppen und Kleinfamilien zu schaffen. Das OOPEAA-Team nutzte sämtliche technischen und ästhetischen Qualitäten von CLT, um ein modulares Holzgebäude in grossem Massstab zu schaffen; mit einem eigenen architektonischen Ausdruck, ohne dass der modulare Ansatz in der Erscheinung der Bauten prägend ist. Die Kombination – ein Baukastensystem aus vorgefertigten, in sich steifen Fichtenholzmodulen aus CLT mit einer Sprinkleranlage –ermöglichte eine äusserst material- und zeitsparende Bauweise.
Ein räumliches Gefüge
Jede Wohnung besteht aus zwei Modulen: Eines beherbergt das Badezimmer, die Küche und den Eingang und liegt im Gebäudeinnern entlang des Korridors. Das andere bietet Raum für Wohnen und Schlafen sowie die Loggien und liegt entlang der Fassade. Je nach Wohnungsgrösse sind die Einheiten unterschiedlich lang. Da, wo die Gebäude abgeknickt sind, nehmen die Module zudem auch die Geometrie auf. Neben diesen beiden Raumeinheiten wurden auch die Fassadenelemente, Dachbinder und die Flurelement komplett in einem lokalen Werk vorgefertigt, auf kurzem Transportweg angeliefert und auf dem Bauplatz innert nur sechs Monaten zu einem bezugsbereiten Gebäude zusammengefügt.
Ein Sockel aus Beton ist der einzige Gebäudeteil, der vor Ort errichtet wurde. Er dient den drei Gebäuden des Blocks als Plattform und bietet Platz für Gemeinschaftsräume sowie Parkflächen. Drei grosse lichtdurchflutete Lufträume – je einer stirnseitig am Ende der zentralen Erschliessung sowie beim Haupteingang im Knickpunkt des Gebäudes – verleihen der gemeinsam genutzten Verkehrsfläche eine überraschende Grosszügigkeit. Der Systemgedanke wurde auch in einer effizienten Trennung von Struktur und Haustechnik umgesetzt. So nimmt die Wand zum Erschliessungskorridor sämtliche Rohrleitungen für Wärme Wasser, Elektrizität und Lüftung auf und ermöglicht dadurch einen leichten Zugang für Wartung und spätere Sanierungen. Zum Wohnhof prägt ein unregelmässiges Spiel mit vorgehängten Balkonen und Loggien die unbehandelte Lärchenfassade. Die Strassen- und Stirnfassaden dagegen sind flächig und wurden ohne vorspringende Gebäudeteile in einem dunkel gefärbten Fichtenholz ausgeführt.
Nachhaltig gedacht und umgesetzt
Dank der hohen Vorfertigung der drei «Puukuokka»-Gebäude gelang es nicht nur, die Bauzeit vor Ort minimal zu halten, sondern auch die Witterungseinflüsse auf den Bau zu reduzieren – was letztlich zu einer höheren Qualität führt. Der effiziente Bauablauf vor Ort entlastete die Nachbarschaft und minimierte störende Einflüsse auf Natur und Umwelt. Um die soziale Nachhaltigkeit zu unterstützen, erprobt die Bauherrschaft von «Puukuokka» zudem eine innovative Lease-to-Own-Finanzierungsstrategie: Sie will so stabile Gemeinschaften fördern. Mit einer siebenprozentigen Anzahlung auf den Kaufpreis einer Wohnung sichert sich die Käuferin oder der Käufer ein staatlich garantiertes Darlehen; und durch Mietzahlungen über einen Zeitraum von 20 Jahren erwirbt sie oder er nach und nach das volle Eigentum an der Einheit. Der Verkaufspreis wird bei der Unterzeichnung des Mietvertrags ausgehandelt und vereinbart. Im Gegensatz zur Strategie, erschwingliche Mietwohnungen anzubieten, fördert dieses Modell das Eigentumsgefühl sowie eine langfristige Bindung an die Gemeinschaft.
Schemen: OOPEAA Architects
Bilder links: Mikko Auerniitty / Juha Pakkala, OOPEAA
Bild rechts: Stora Enso
«Puukuokka» – eine Erfolgsgeschichte
Das Projekt «Puukuokka» verfolgte die Idee, mit tragenden Raummodulen aus CLT ein innovatives, ökologisches und sozial nachhaltiges Konzept für Mehrfamilienhäuser zu entwickeln. OOPEAA Architekten realisierten es im Auftrag der Immobilienagentur Lakea und der Stadt Jyväskylä in Zusammenarbeit mit der Holzverarbeitungsfirma Stora Enso. Das Resultat konnte innerhalb des vorgegebenen Budget- und Zeitrahmens realisiert werden und überzeugt Bewohnerinnen, Nachbarn und die Fachwelt gleichermassen – eine Vielzahl von Auszeichnungen bestätigt dies.
Schreiben Sie einen Kommentar
Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.