Die klassische Planung und Realisierung von Gebäuden eignet sich für vorgefertigte Holzbauten nur bedingt. Der Schlussbericht des Forschungsprojekts «leanWood», an dem auch Fachleute aus der Schweiz beteiligt waren, zeigt, wie sich Holzbauten innerhalb der heutigen planerischen und rechtlichen Rahmenbedingungen effizienter planen und realisieren lassen.

Die klassische Trennung von Planung und Ausführung eignet sich für moderne Holzbauten nicht.

Der Holzbau gewinnt laufend an Gewicht. Immer mehr und immer grössere Bauprojekte werden mit vorgefertigten Holzelementen realisiert. Die Wohnsiedlung Sue und Til in Winterthur ist ein Beispiel für diese Entwicklung, die Bürohochhäuser auf dem Suurstoffi-Areal in Rotkreuz ein anderes. Dazu kommen zahlreiche Projekte – beispielsweise im Schul- und Hotelbereich – die mithilfe von Grossmodulen in Holzbauweise erstellt wurden. So etwa die Schulprovisorien in der Stadt Zürich oder das Hotel von BMW im Tirol.

Der klassische Planungs- und Bauprozess, der sich über Jahrzehnte vor allem im deutschsprachigen Raum etabliert hat, wird den Anforderungen des modernen vorgefertigten Holzbaus aber nicht gerecht. Er trennt stark zwischen Planung, Ausschreibung und Realisierung und geht davon aus, dass ein Gebäude vor Ort erstellt wird. Beim modernen Holzbau hingegen werden Bauteile oder ganze Räume fixfertig im Werk produziert und auf der Baustelle nur noch zusammen gesetzt. 
Beim modernen Holzbau gibt es deshalb auch keine exakte Trennung der einzelnen Gewerke mehr. Die vorgefertigten Elemente und Module sind meist gleichzeitig Tragstruktur, Dämmschicht und Fassade.

Die Planung und Erstellung von Gebäuden aus Holz mit den gängigen Abläufen ist deshalb oft ineffizient, unnötig teuer und bringt nicht immer die gewünschte Qualität. Denn nicht selten kommen die Holzbaufachleute erst in einer späten Phase ins Spiel, wenn viele Entscheidungen bereits gefallen sind.

Mittelfristig sollten Gewerke, die ein sinnvolles Ganzes bilden, miteinander vergeben werden.

Neue Prozesse entwickeln

Deshalb haben sich Holzbaufachleute aus mehreren Ländern – darunter auch Mitarbeitende der Hochschule Luzern sowie verschiedener Schweizer Holzbaubetriebe – in den letzten Jahren zusammengetan, um im Rahmen des Forschungsprojekts «leanWood» neue Organisations- und Prozessmodelle für die effiziente Planung und Erstellung von vorgefertigten Holzbauten zu entwickeln. Diese nehmen Rücksicht auf die bestehenden gesetzlichen Rahmenbedingungen – etwa das öffentliche Vergabewesen – und die Honorarordnungen in den einzelnen Ländern. Die Erkenntnisse der Forschungsarbeit hält ein kürzlich erschienener Endbericht fest, der kostenlos heruntergeladen werden kann. Er zeigt, wie man Planungs- und Bauprozess verschlanken – «lean» machen – kann, damit der moderne Holzbau seine Qualität und Effizienz auszuspielen vermag.

Spielräume nutzen

Die Autoren schlagen verschiedene Strategien für einen effizienteren Planungs- und Bauprozess vor: Beispielsweise sollen Holzbaufachleute – zum Beispiel Holzbauingenieure – bereits früh in den Planungsprozess einbezogen werden. Ebenso kann das Projekt schon vor der detaillierten Planung im Rahmen einer funktionalen Totalunternehmer-Ausschreibung unter Holzbauunternehmen vergeben werden. Dies lässt der ausführenden Firma genügend Spielraum, um den Holzbau effizient zu planen und zu realisieren. Je nach gewählter Strategie müssen die klassischen Planungs- und Bauphasen, wie sie etwa der SIA vorsieht, neu gruppiert und die Honoraranteile der einzelnen Beteiligten entsprechend ihrer Funktion im Bauprozess angepasst werden. Letzteres ist beispielsweise dann der Fall, wenn der Architekt nicht über die nötige Holzbaukompetenz verfügt und Leistungen an einen Holzbauingenieur weitergibt. Mittelfristig, so die Autoren, wäre es zweckmässig, mehrere Gewerke, die bei Holzbauten ein sinnvolles Ganzes bilden, miteinander zu vergeben. So etwa die «dichte Gebäudehülle». Die Strategien zeigen: Holzbauprojekte könnten schon heute innerhalb der vorhandenen rechtlichen Vorgaben schlanker abgewickelt werden. Voraussetzung dafür ist aber, dass Auftraggeber sowie Planer die Spielräume nutzen und offen sind für neue Kooperationsmodelle.

Literaturlink

leanWOOD – Neue Kooperations- und Prozessmodelle für das vorgefertigte Bauen mit Holz > Bericht

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