Schulraumplanung ist vor allem in gefragten Wohngemeinden ein schwieriger Job. Schnell realisierbare Schulpavillons helfen dabei, den steigenden Raumbedarf abzufedern.

Ansicht Züri-Modular

Züri-Modular, 1. Generation, 1998-2010 Der „Züri-Modular“ der ersten Generation besteht aus zwei identischen Geschossen mit je zwei Klassenzimmern und Nebenräumen

Bild und Pläne: Bauart

Züri-Modular, 2. Generation, seit 2010 Die zweite Generation bietet zehn Prozent mehr Fläche und entspricht dem Minergie-Standard Eco. Die Module der zweiten Generation können bis drei Geschosse aufgestockt werden

Bild: Rasmus Norlander

Derzeit absolvieren schweizweit fast eine Million Kinder ihre obligatorische Schulzeit. Platz finden sie in 11 000 Schulhäusern. Die Zahl der Schülerinnen und Schüler hat in den letzten 15 Jahren übers ganze Land betrachtet nur gerade um drei Prozent geschwankt. Eine konstante Sache, könnte man denken – doch weit gefehlt: Während in abgelegenen Gemeinden und Tälern die Schülerzahlen sinken, nehmen sie vor allem in den Agglomerationen laufend zu. Dazu kommen veränderte Anforderungen an die Schulräume, etwa auch durch den Lehrplan 21 oder Harmos. Entsprechend haben die Schulraumplaner in stark wachsenden Gemeinden einen schwierigen Job. Der Raumbedarf steigt schneller als neue Schulhäuser gebaut werden können, und schon in wenigen Jahren könnte ein Teil der neuen Räume wieder obsolet werden.

Schon früh haben die Gemeinden deshalb den Schulpavillon als provisorische Raumerweiterung in ihr Repertoire aufgenommen. In den 1950er-Jahren beispielsweise setzte man auf das Variel-System von Fritz Stucky. Einen neuen Weg schlug 1998 die Stadt Zürich ein: Sie liess von Bauart Architekten den Pavillon Züri-Modular entwickeln – hochwertige Holzmodule, mit denen zwei- und später sogar dreigeschossige Schulbauten realisiert werden konnten. Bei der ersten Generation von Züri-Modular bildeten jeweils neun Module ein Geschoss mit zwei Klassenzimmern. Die modernen Holzbauten stiessen bei Schülern und Lehrpersonen auf Anklang. 2012 folgte ein weiterentwickeltes Modell als zweite Generation. Diese wurde von Beginn weg dreigeschossig und mit zehn Prozent mehr Geschossfläche geplant. Dazu erhöhte man die Anzahl Module pro Stockwerk auf zehn. Zudem erfolgten konstruktive Anpassungen, um den Standard von Minergie-Eco zu erfüllen.

Was mit fünf Pavillons als Lösung in einer Notsituation startete, bildet heute einen wichtigen Bestandteil der strategischen Schulraumplanung der Stadt Zürich. Aktuell stehen in Zürich mehr als sechzig Züri-Modular-Pavillons, einige davon bereits an ihrem zweiten Standort und um ein Geschoss aufgestockt. In den kommenden Jahren werden weitere dazukommen, denn Schulraum ist in Zürich nach wie vor knapp. Aktuell besuchen 31 000 Kinder eine Klasse der Volksschule, 850 mehr als im Vorjahr. Unter dem Strich fehlen bereits heute 22 Schulhäuser. In anderen gefragten Gemeinden mit starkem Bevölkerungswachstum stellen sich dieselben Herausforderungen. Das Zürcher Beispiel hat deshalb Schule gemacht: Auch andernorts konnte Bauart ähnliche Pavillons realisieren, und verschiedene Gemeinden liessen nach dem Zürcher Vorbild eigene Systeme realisieren.

Weitere Informationen zum System «Züri-Modular»

Lesen Sie im Interview mit Peter Ess, wie die Geschichte des «Züri-Modular» 1998 ihren Anfang nahm: Modulart im Gespräch mit Peter Ess

Die Schulpavillons haben in der Stadt Zürich eine lange Tradition. Bereits 1903 wurden erste Schulpavillons errichtet. Eine Broschüre, herausgegeben vom Amt für Hochbauten der Stadt Zürich, gibt Einblick in die Geschichte der Zürcher Schulpavillons. 1903-2017 Schulpavillons Stadt Zürich

Wie ein Schulpavillon produziert wird, zeigt die Filmreportage aus dem Werk von Blumer-Lehmann am Beispiel des Typs Modular-Zug.

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