Ausgeklügelte Zuschnitte von vorfabrizierten Holzkonstruktionselementen sowie ein Bauherr und ein Architekt, die sich im Austausch gegenseitig inspirieren: Aus dieser Kombination resultierte ein Gebäude, das in seiner Schlichtheit einer sehr zeitgenössischen und nachhaltigen Ästhetik nachkommt.

Das Haus wurde in wenigen Tagen montiert. Fenster, Rollladen und Balkone wurden eingebaut, bevor die Fassade mit der raffinierten Sichtblendenstruktur verkleidet wurde, einer Art massgeschneidertem Kleid.

Bilder: Yves André

Lageplan, Grundriss OG, Längsschnitt, Nord- und Südfassade.

Plänen: Bauart

In diesem Gebäude kommen gleichzeitig die Bezugnahme auf die landschaftliche und architektonische Umgebung und auf das international tätige Modedesign zum Ausdruck. Die Fassadenkomposition verweist auf das Spiel mit der Texturvielfalt der Stoffe.

Emmanuel Rey, Bauart Architekten und Planer AG, Partner

Im Gebiet der Freiberge liegt zwischen den Waldhügeln des Jurabogens eine Reihe von mehr oder weniger geheimen Kulturgütern: Absinthe und Hexen bestehen neben Eishockeyfeldern und der Uhrenindustrie. Dazu gesellt sich, in der Gemeinde Les Bois, eine künftige Kreativwerkstatt mit Räumen für ein Modeatelier. Der Bauherr, dessen Kreationen aus wiederverwerteten Stoffen auf der ganzen Welt bekannt sind, liess dem Architekturbüro Bauart freie Hand für die Realisierung eines Gebäudes, das die kreative Ader seiner künftigen Bewohner in einer diskreten, eleganten und umweltbewussten Architektur widerspiegeln sollte. Die Holzkonstruktion, auf einem mineralischen Sockel gebaut und durch ein Satteldach abgeschlossen, fügt sich perfekt in den für die Region typischen baulichen Kontext ein. Ihre Volumetrie ähnelt derjenigen angrenzender Häuser, und erst beim zweiten Hinschauen fällt einem ihre Einzigartigkeit und zeitgenössisch Ästhetik auf: Die Giebelspitze des Satteldachs ist leicht versetzt. Das Dach integriert flächendeckend Photovoltaikpaneele. Die Fassade besteht aus einer Art Sichtblende aus Holz. Ihre Textur und Transparenz basiert auf einem kontrollierten Zufallsprinzip – eine Anspielung auf die textilen Verflechtungen in Mode und Haute Couture. «In diesem Gebäude kommen gleichzeitig die Bezugnahme auf die landschaftliche und architektonische Umgebung und auf das international tätige Modedesign zum Ausdruck. Die Fassadenkomposition verweist auf das Spiel mit der Texturvielfalt der Stoffe», sagt der Architekt Emmanuel Rey.

Klare architektonische Komposition

Das Gebäude weist einen einfachen Grundriss auf und wurde gemäss bioklimatischen Grundprinzipien entworfen: Die grossen Fensteröffnungen und die Balkone zeigen gegen Süden, die geschlossenere Fassade gegen Norden. Die grosse Tür nordseits, die das Bild einer traditionellen Scheunentür hervorruft und unauffällig hinter die Sichtblende versetzt ist, führt in ein zweigeschossiges Fotoatelier. Ein Treppenhaus, das einzige Betonelement des Gebäudes, verbindet das Untergeschoss mit den drei Obergeschossen und steht auf einem halb unterirdischen/eingegrabenem Betonsockel. Ein Teil des Erdgeschosses kann vorübergehend zu einer Gästewohnung umgewandelt werden. Im dritten Geschoss eröffnet sich auf der Längsseite ein grosser, langgezogener Arbeitsraum; auf der anderen Seite befinden sich, beidseits des Treppenhauses, zwei Zimmer.

Bauen mit vorfabrizierten Elementen

Traggerippe, Dachkonstruktion und Wände bestehen aus millimeterpräzisen vorfabrizierten Holzelementen. Eine Präzision, die wir aus der Uhrenindustrie kennen. Das Konstruktionssystem kennzeichnet sich hingegen durch einen mittleren Vorfertigungsgrad: Die Strukturelemente wurden in der Werkstatt vorfabriziert und die einzelnen Module nicht vollständig vorgefertigt, sondern erst vor Ort endverarbeitet. Das Haus wurde in wenigen Tagen montiert. Fenster, Rollladen und Balkone wurden eingebaut, bevor die Fassade mit der raffinierten Sichtblendenstruktur verkleidet wurde, einer Art massgeschneidertem Kleid.

Integrierte Nachhaltigkeit

Dank grossenteils biobasierten Konstruktionsmaterialien konnte die graue Energie auf ein Minimum reduziert werden. Die Wärmedämmung der Gebäudehülle ist sehr effizient, wodurch der Wärmebedarf bedeutend verringert werden kann. Der weitere Energiebedarf wird über Photovoltaikpaneele gedeckt, die in der Dachstruktur integriert sind, sowie über eine mit geothermischen Sonden verbundene Wärmepumpe. Das CO2-arm gebaute Haus nutzt keine fossile Energie, sondern ist mit dem Stromnetz verbunden, das es speist und von dem es gespiesen wird – ganz diskret und mit derselben integrativen Logik, die dem Projekt unterliegt. Die Fertigstellung der Kreativwerkstatt ist für Sommer vorgesehen.

Kreativwerkstatt und Modeatelier Les Bois, 2022

Ort: Les Bois (JU)
Bauherrschaft: Privat
Konzeption und Realisierung: 2020 – 2022
Architektur: Bauart Architekten und Planer AG, Bern/Neuchâtel/Zurich
Bauingenieur: GVH, La Chaux-de-Fonds
Energiekonzept: Estia, Lausanne
Holzkonstruktion: Schwab-System, Gampelen

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