Ein grosses, freies Volumen in einer transparenten, transluzenten Hülle, mit einer eleganten, variablen Innenraumgestaltung von grosser Nutzungsflexibilität – so präsentiert sich das Industriegebäude mit dem bezeichnenden Namen Modul’Air. Es steht für Reversibilität, Modularität und Wiederverwendung.

Aus dem Französischen von Beate Susanne Hanen

Fotos: Kevin Dolmaire

Die anpassungsfähige Komposition aus flexiblen, reversiblen Räumen macht eine einfache Neugestaltung möglich, die sich der Entwicklung der Nutzungen anpasst.

Antoine Trollat und Laurent Graber, Architekten LFA

Das Architekturbüro Looking For Architecture (LFA) wurde 2011 von Antoine Trollat und Laurent Graber in Lyon gegründet. Die jungen Architekten zeichnen sich durch ihre experimentelle Vielseitigkeit, gemischt mit Erfahrung im kulturellen Eventbereich, aus. Sie widmen sich der Gestaltung temporärer kultureller Projekte, Strukturen und Installationen in der Welt der darstellenden Künste genauso wie der Konzeption und Realisierung von Wohnprojekten oder Industriebauten. «Sich zugleich ‹zwischen› allen Disziplinen und ‹anhand und jenseits› derselben zu positionieren ist die einzige Garantie, die Entwicklung unserer Gesellschaft und Umgebung in der Schaffung singulärer Projekte verkörpern zu können. Wir definieren unser Atelier Looking for Architecture gerne als ein Labor flüchtiger Architektur», so die Architekten.

Eine ihrer jüngsten Realisierungen heisst Modul’Air – ein Name, auf den das Team von modulart natürlich aufmerksam werden musste! Es handelt sich um ein regionales Zentrum diverser Unternehmen und Akteure der Drohnenbranche in Brétigny-sur-Orge, einer etwa 20 Kilometer südlich von Paris gelegenen Gemeinde. Das Gebäude schreibt sich in das umfangreichere Konversionsprojekt eines ehemaligen Luftwaffenstützpunktes ein und setzt so die lokale Geschichte technologischer Entwicklungen im Bereich der Marineluftfahrt fort.

Modularität und Variabilität

Variabilität in Programm und Nutzung des Gebäudes bilden die Grundlage des Projekts. Den Vorgaben des Bauherren entsprechend bieten die Büros, Laboratorien und Veranstaltungsräume ein hohes Mass an Nutzungsflexibilität für künftige Bedürfnisse. Erweiterungen, die Neupositionierung von Modulen oder die Reduktion zugeordneter Räume folgen den Bedürfnissen – oder greifen ihnen vor – und sind mit einem Minimalaufwand im Zuge einer Umgestaltung zu erreichen. Diesen Bedingungen entspricht das modulare Bausystem, zumal das beauftragte Unternehmen Capsa Container seine Schiffscontainer als Bauelemente anbot. «Jeder oder beinahe jeder Container hat im Zusammenhang mit den programmatischen Zielen des Projekts eine spezifische Transformation erfahren. Einige Räume bestehen aus zwei miteinander verbundenen Containern, um für Besprechungen oder Fortbildungen des regionalen Zentrums adäquaten Platz zu bieten», erklärt LFA.

Die Eleganz liegt in der Transparenz

Die Container wurden über drei Ebenen auf einem Betonsockel zusammengefügt. Eine grosse Hülle bestehend aus einem Stahltragwerk und hochtransparenten Fassadenelementen – Fenster und transluzided Polycarbonat – umgibt sie. Im Innern des Gebäudes grenzen Trennwände verschiedene Funktionsbereiche voneinander ab, Emporen und Treppen in Stahlkonstruktion verbinden sie. «Diese anpassungsfähige Komposition aus flexiblen und reversiblen Räumen ermöglicht eine einfache Neugestaltung, die sich der Entwicklung der Nutzungen anpasst», betonen die Architekten. Trotz seiner beeindruckenden Grösse zeichnet sich das Gebäude durch die luftige Eleganz und leuchtende Transparenz seiner Hülle aus, die die schlichte Funktionalität der Innengestaltung veredelt. Die für Modul‘Air charakteristische hohe Reversibilität der Nutzungen verursacht zwar Mehrkosten von 15 Prozent; angesichts der Wiederverwendbarkeit der meisten Elemente für künftige Entwicklungen ist die Wirtschaftlichkeit des Projekts aber langfristig gegeben. Und da das Gebäude selbst zur Ressource seiner künftigen Transformationen wird, führt es darüber hinaus zu einer positiven Bilanz für die Umwelt.

Die Container wurden über drei Ebenen auf einem Betonsockel zusammengefügt.

Fotos: Kevin Dolmaire

Erweiterungen, die Neupositionierung von Modulen oder die Reduktion zugeordneter Räume sind mit einem Minimalaufwand im Zuge einer Umgestaltung möglich.

Pläne: LFA

Projektdaten

Modul’Air, Bretigny-sur-Orge, Frankreich, 2021
Bauherr: Cœur d’Essonne Agglomération (Gemeindeverband, öffentliche Hand)
Bevollmächtigter Bauherr: SPL Air 217
Städtebauliche Beratung: L’AUC
Beauftragtes Unternehmen: Capsa Container
Beauftragte Architekten: LFA. Looking For Architecture
Projektteam: Laurent Graber (Projektleiter), Antoine Trollat, Luc Doin, Emilie Lorand, Maxime Kreiter, Pierre-Eloi Coste
Fläche: 1901 m²
Baukosten: 4 312 720 Euro (ohne MwSt., Infrastruktur und Freianlagen)

Ähnliche Artikel

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.