Reduziert auf seine ursprüngliche Funktion, Hülle pur, gehört das «Naked House» zu Shigeru Bans Material- und Gebäudestudien– ein architektonisches Experiment auf dem Land, umgeben von Reisfeldern, verfallenen Hütten und vereinzelten Gewächshäusern.

Dieses Haus ist das Ergebnis meiner Vision eines angenehmen und flexiblen Lebens, das sich aus der Vision des Bauherrn in Bezug auf ein Wohn- und Familienleben entwickelt hat.

Shigeru Ban

Fotos: Hiroyuki Hirai, Courtesy of Shigeru Ban Architects

Schon der Start des Projekts «Naked House» gestaltete sich ungewöhnlich. Shigeru Ban dazu: «Nachdem ich den Bauherrn nur gerade einmal getroffen hatte, überlegte ich noch, wie ich mit dem Projekt dieses Hauses umgehen sollte, als er mir seine genauen Wünsche auch noch schriftlich durchgab. Und zwar wünschte er sich ein Haus, das ‹so wenig Privatsphäre wie möglich bietet, damit die Familienmitglieder nicht voneinander abgeschottet sind, ein Haus, das jedem die Freiheit gibt, in einer gemeinsamen Atmosphäre individuellen Aktivitäten nachzugehen, inmitten einer vereinten Familie›. Nachdem ich sein Fax gelesen hatte, war mir klar, dass ich mich dieser Herausforderung stellen sollte.»

Maximale Flexibilität

Das Grundstück des Hauses liegt an einem Fluss und ist von Feldern umgeben, auf denen da und dort Gewächshäuser stehen. Diesen ähnlich birgt das langgestreckte, ebenso simple wie funktionale Wohnhaus einen einzigen, zwei Geschosse hohen Raum. Einzig das Bad ist fest umschlossen, Küche, Wasch- und Stauraum sind nur durch Vorhänge abgetrennt. Flexible Kisten auf Rollen, die frei bewegt werden können, übernehmen die Funktion von Individualräumen, in denen die Bewohner ihre Schlaf- und Rückzugsmöglichkeiten finden. Um ihr Gewicht zu reduzieren und ihre Beweglichkeit zu optimieren, sind die einzelnen Einheiten klein und verfügen über keinerlei Ergänzungen oder Stauraum. Um die Einheiten zu heizen oder zu kühlen, brauchen sie nur an den Wänden, in der Nähe der Heizungs- oder Klimaanlagenöffnungen, aufgestellt zu werden.

Der flexible Grundriss dieses Hauses, bei dem nur Küche und Bäder einen festen Standort haben, ermöglicht es, die mobilen Räume auf unterschiedlichste Weise aneinanderzureihen – um grössere Räume zu schaffen oder sie alle auf der Terrasse zu versammeln, um innen einen einzigen, grossen, frei fliessenden Raum zu geniessen.

Die Aussenwände des Hauses bestehen aus zwei Platten aus gewelltem, faserverstärktem Kunststoff; die Innenwände aus Nylongewebe sind beide auf Holzständerwerken montiert und stehen parallel zueinander. Dazwischen sind transparente Plastiksäcke angebracht, die zu Isolationszwecken sorgfältig mit Schnüren aus geschäumtem Polyethylen gefüllt sind. Durch diese Säcke dringt ein weiches, diffuses Licht ins Innere des Hauses.

Naked House, 2000
Kawagoe, Saitama, Japan

Bauherr: privat
Architekt: Shigeru Ban
Material: Stahl
Areal: 195 m2 / 2100 m2

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