Im August können die Schulkinder und Lehrpersonen das neue Modulschulhaus Wyden in Winterthur beziehen. Im Gespräch mit Modulart schildern Junior-Projektleiterin Livia Niederer und Bauleiter Robin Nellen – beide bei Blumer Lehmann in Gossau tätig – die besonderen Herausforderungen des Projekts.


© Bauart Architekten und Planer AG
Das Schulhaus Wyden in Winterthur wurde aus der bewährten Modular-W-Familie heraus entwickelt. Gibt es trotzdem Unterschiede zu den bereits erstellten Holzmodulbauten für die Schulen der Stadt?
Livia Niederer (LN): Definitiv, nur schon die Gebäudeform des Wyden weicht von den sonst geradlinigen Modular-W-Holzmodulbauten ab. So kommen einerseits um 90 Grad gedrehte Module, andererseits auch halbe Module zum Einsatz. Deshalb weist das Wyden Vor- und Rücksprünge sowie spezielle Ecken auf und erforderte eine andere Fassadengestaltung. Anpassungen mussten wir auch bei der Haustechnik machen. Denn die Wege für Leitungen sind länger und die Querschnitte aufgrund des Gebäudevolumens grösser. Deshalb haben wir die Leitungen aus Platzgründen abweichend von den anderen Modular-W-Bauten nicht in einen Bodenkanal, sondern in eine abgehängte Decke verlegt.
Ein spezielles Element ist auch die von oben belichtete Halle in der Gebäudemitte.
LN: Ja, diese hat uns besonders gefordert. Da sie über drei Geschosse läuft, sind die angrenzenden Module alle offen, haben nur eine Stütze und mussten entsprechend konstruiert werden. Den Abschluss macht dann oben eine riesige Lichtkuppel, die 7,2 Meter lang sowie 3,6 Meter breit ist und aus einem Stück besteht.
Wie sind die Planung und die Realisierung in der sehr kurz bemessenen Zeit machbar?
LN: Der Zeitplan ist sehr herausfordernd und der Bezugstermin aufgrund des Schuljahresbeginns im August fix. Darauf haben wir uns ausgerichtet und die Produktion so geplant, dass wir die Module in unseren beiden Hallen parallel und damit in kürzerer Zeit herstellen können. Zum Glück hat dies auch gut mit anderen Aufträgen gepasst.
Welche besonderen Herausforderungen stellen sich vor Ort auf der Baustelle?
Robin Nellen (RN): Ein spezielles Augenmerk erfordern die Passerelle als Verbindung zum bestehenden Schulhaus, aber auch die weitläufige Umgebung, die in enger Wechselwirkung mit dem Gebäude steht. In den bisherigen Projekten war der Aussenraum wesentlich kleiner. Entscheidend ist hier eine sorgfältige Koordination der verschiedenen Schnittstellen zwischen Holz-, Stahl- und Gartenbau.
Wie sieht der Arbeitsablauf für die Produktion die und Montage aus?
RN: Der Bau umfasst 127 Module. Diese werden im Werk produziert und anschliessend auf einem Aussenplatz zwischengelagert. Von dort rufen wir sie gemäss Transportprogramm ab und transportieren sie zur Baustelle. Das Programm ist so ausgelegt, dass wir rund 15 Module pro Tag aufrichten können. Ziel ist ein permanenter Fluss, sodass innerhalb von drei Wochen alle Module in Winterthur stehen. Der Montage-Ablauf ist zudem so geplant, dass wir an einem Montage-Tag immer eine Etappe mit allen drei Geschossen übereinander aufrichten können. Das ermöglicht uns, jeweils auch gleich das Dach zu montieren und somit auf eine provisorische Abdeckung zu verzichten.

Livia Niederer
Fotos: Fabio Martin, Blumer Lehmann

Robin Nellen, rechts im Bild
Livia Niederer
Livia Niederer (22) arbeitet seit 2021 beim Holzbauunternehmer Blumer Lehmann in Gossau SG. Als Junior-Projektleiterin leitet sie die Ausführungsplanung für den Neubau des Schulhauses Wyden. Sie hat eine Ausbildung als Zeichnerin mit Fachrichtung Architektur absolviert und macht derzeit eine Weiterbildung zur dipl. Technikerin HF Bauplanung, Architektur.
Robin Nellen
Robin Nellen (32) arbeitet seit 2024 als Bauleiter beim Holzbauunternehmen Blumer Lehmann in Gossau SG und ist in dieser Funktion für die Ausführung des Schulhauses Wyden zuständig. Er ist gelernter Zimmermann und hat eine Weiterbildung zum dipl. Holzbau-Bauführer HF und dipl. Bauführer SBA absolviert.
Schulhaus Wyden Winterthur
Das bestehende Primarschulhaus Wyden direkt beim Bahnhof Winterthur-Wülflingen wurde erst 2011 fertiggestellt. Aufgrund des starken Bevölkerungswachstums – auch im umliegenden Quartier – sowie dem steigenden Raumbedarf bei der ausserschulischen Betreuung (Hort) genügt das Raumangebot im Bestandesbau nicht mehr. Da die Zeit drängte, entschloss sich die Stadt auf dem angrenzenden Grundstück ein grosses, dreigeschossiges Holzmodulschulhaus als Ergänzung zum bestehenden Gebäude zu erstellen. Der Neubau steht im August auf den Schuljahresbeginn bereit und ist über eine offene Passerelle aus Stahl mit dem bestehenden Schulhaus verbunden. Der neue Holzmodulbau bietet Platz für vier Primarschul- und fünf Kindergartenklassen. Das Gebäude basiert auf den in den letzten Jahren in Winterthur bereits realisierten Schulmodulbauten vom Typ Modular-W, den die Holzbau- und Totalunternehmung Blumer Lehmann aus Gossau SG zusammen mit Bauart Architekten entwickelt hat.
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