Im Gespräch mit Professor Felix Waechter vom Architekturbüro Waechter + Waechter in Darmstadt (D) erfahren wir am Beispiel des neuen Schulungsgebäudes des Campus Kottenforst in Bonn, wie Disziplin im Raster zu räumlicher Flexibilität führt.

Was war für Sie der besondere Reiz an dieser Entwurfsaufgabe?

Besonders spannend war das vorgegebene didaktische Konzept für das Ausbildungszentrum. Es sah wenig frontalen Unterricht, dafür viel Selbststudium und freie Arbeit in Gruppen vor. Das haben wir aufgenommen und ein dazu passendes räumliches Konzept mit einer offenen Lernlandschaft entwickelt. In unserem Wettbewerbsprojekt gab es deshalb nur ein Minimum an fixen Räumen, und es war geplant, dass fast alle Trennwände innerhalb der Rasterstruktur des Gebäudes nach Bedarf verschoben werden können. Im Rahmen der Überarbeitung haben wir dann aus Kostengründen und in Absprache mit der Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) auf einen Mix aus festen Räumen sowie offenen Lernlandschaften gewechselt. Die Rasterstruktur behielten wir aber bei.

Welche Rolle spielte die Lage fast mitten im Wald für Ihren Lösungsvorschlag?

Das Grundstück hat eine wunderschöne Lage, die uns dazu inspirierte, die Räume so zu entwerfen, dass man von ihnen aus möglichst in mehrere Richtungen blicken kann. So entstand die spezielle, gestufte Grundfigur. Sie ermöglicht aber nicht nur unterschiedliche Ausblicke, sondern verzahnt sich auch gut mit der umgebenden Natur.

Wie entstand die Lösung des Holzskeletts, das sich wie ein Baukasten zusammensetzen lässt?

Das Konzept möglichst flexibel bespiel- und kombinierbarer Räume erforderte eine Tragstruktur mit einem hohen Freiheitsgrad. Ein Skelett erwies sich dabei als beste Option. Und weil die GIZ Wert auf ein nachhaltiges Gebäude legte, wählten wir eine Struktur aus Holz.

Das modulare System mit fixen Abmessungen bringt für Ihr Konzept viele Vorteile mit sich. Gibt es auch Einschränkungen?

Modulare Strukturen führen immer zu gewissen Zwängen. Das Raumprogramm war aber so aufgebaut, dass es sich sehr gut innerhalb von Modulen umsetzen liess. Wir Architekten brauchten beim Entwerfen aber eine gewisse Disziplin, um nicht vom Raster abzuweichen – etwa bei Nebenräumen. Auch diese mussten sorgfältig in die Struktur eingepflegt werden. Die Möglichkeit, mit zwei Typen von Modulen arbeiten zu können, half uns dabei.

Die beiden Formate des Rasters entstanden aus den gewünschten Raumgrössen heraus.

Prof. Felix Waechter BDA

Bild: Waechter + Waechter Architekten BDA, Darmstadt

Zur Person

Prof. Dipl. Ing. M.Arch. Felix Waechter BDA ist Mitinhaber von Waechter + Waechter Architekten in Darmstadt (D) und Studiendekan an der Technischen Universität Darmstadt im Fachbereich Architektur.

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