«L’architecture commence dans le joint.» Mit diesem Zitat führte Kathrin Merz von Bauart Architekten durch zwei Abende in Bern und in Zürich. Zusammenzufügen gab es ein Thema, sieben Reden und 120 Gäste. Der Anlass war das Aufschalten der neuen Plattform zum systematischen und modularen Bauen modulart.ch. Auf ihr türmen sich Forschungsprojekte, Illustrationen, Köpfe und Themenhefte, Wohnhäuser, Texte, Legoteile und Fotos aufeinander. Die bunte Vielfalt der Themen auf der Website übertrug sich in die Reden in der Cinématte in Bern und der Laborbar in Zürich. Zitate von Darwin, Gedanken über die Medienwelt und Biodiversität und sogar J. F. Kennedys Bonmot wurden mit modularem Bauen in Verbindung gebracht.

Stefan Graf und Peter Jakob, beides Partner von Bauart Architekten, erklärten ihre Mission, warum sie jetzt ihre Erfahrungen zum systematischen Denken und Bauen ins Internet packen und die Debatte anstossen wollen. Dass der Zukunftsgedanke der wachsenden und sich verändernden Gesellschaft grosse Ideen braucht. Dass neue Lösungsansätze gefragt sind und dass sich Bauart Architekten getrauen, neben ihrer gebauten eine virtuelle Welt zu eröffnen.

An die virtuelle Welt dockte Roderick Hönig der Architekturzeitschrift Hochparterre an. Als gebautes Werk hält er das Themenheft in den Händen und er geleitet die Gäste durch die Medien- und Kommunikationswelt, die heute als Ergänzung zum Bauwerk nicht mehr wegzudenken ist.

Zur Feststellung, dass die Gebäude unter Anpassungsdruck stehen, hat Peter Schwehr, Leiter des Kompetenzzentrums Technik & Architektur an der Hochschule Luzern, eine passende Aussage von Charles Darwin gefunden, die sinngemäss lautet: Nicht der stärkste, nicht der intelligenteste, aber derjenige, der auf Veränderungen reagieren kann, überlebt. Es braucht Mut, Experimentalraum und Austausch. Denn der Austausch ist ein Kennzeichen einer offenen Gesellschaft, wie er den Philosophen Karl F. Popper zitiert.

Die Veränderung in der Verdichtung spricht am Abend in Zürich Christine Seidler, Co-Leiterin Dencity BFH, an. Sie plädiert auf die soziale Verträglichkeit. In den verdichteten Räumen sollte eine qualitative Entdichtung eingeplant und auch an die Biodiversität gedacht werden.

Auch ein Bikini ist eine Verdichtung: Auf knappstem Raum werden die wichtigsten Stellen abgedeckt. Tamas Kiss, Texter und Konzepter der Kommunikationsagentur Vizner Borel, die die Website mitkonzipiert und gestaltet haben, bedient sich Kennedys Metapher des Bikinis aber in einem anderen Sinn: Seine Rede ist knapp genug, um spannend zu sein und sie deckt alle wichtigen Stellen ab.

Zusammengefügt regten die Abende bereits hitzige Diskussionen an, die bei der Definition von Modularität begannen und bei der innerstädtischen Verdichtung nicht aufhörten – darum gibt es modulart.ch und darauf zum Beispiel auch ein Glossar.

People in Bern und Zürich

Modulares Bauen ist ein Baukasten, der die Fantasie anregt.

Thomas C. Maurer, Kommunikation, Bern

Die Architekten brauchen den Begriff schlampig, wir sind längst über das Modul als Masseinheit hinweg. Heute müssen wir die Fügungsprobleme lösen, wie das Kathrin Merz richtig erkannt hat.

Benedikt Loderer, Stadtwanderer, Biel

Modulares Bauen ist jung, frisch und flexibel.

Sandro Haenni, Bauherrschaft für Vorsorgestiftung

Systematisches Bauen ist ein spannendes Thema, ist eine Herausforderung.

Regula Schneider, Metron

Modulares Bauen und BIM, mein Thema, geben sich die Hand. Die Prozesse bedingen die BIM-Methode.

Patrick Stalder, LABIM, Gebäudetechnik Oensingen

Die gehen einen guten Weg, ich bin gespannt auf weitere Projekte, die dem Pilotprojekt Swisswoodhouse in Nebikon folgen.

Daniel Zürcher, Bafu, Sektion Innovation, mit Sohn Jeronimo Zürcher, Biologiestudent, Bern

Der Anlass gibt mir Anstoss darüber nachzudenken, wie man innerstädtische Verdichtung und Modularität verbinden kann.

Stefano Mori, Architekt, Zürich

Wirklich modular Bauen heisst für mich eine präzise Planung und ein sehr hoher Vorfertigungsgrad, so dass das Raummodul auf der Baustelle innert kürzester Zeit zusammengestellt werden kann.

Max Renggli, Renggli Holzbau, Sursee

Wir planen Schulen für den Kanton, konkret gerade ein Mittelschulprovisorium in Uetikon am See. Bis die geplante Schule bezugsbereit ist, dauert es etwa zehn Jahre. Das Züri-Modul können wir nicht einsetzen, weil ein Gymi andere inhaltliche Anforderungen hat. Aber es ist der gleiche Geist.

David Vogt, Geschäftsleiter Hochbauamt Kanton Zürich

Ich sehe die Notwendigkeit des modularen Bauens. Es ist eine mögliche Antwort, die zum Beispiel Bauen erschwinglicher macht.

Ursula Trunz, Journalistin, St. Gallen

Biodiversität ist gefragt, wie wir im Vortrag von Christine Seidler gehört haben, darum ist der Hecht auch auf modulart.ch.

Tamas Kiss, Texter/Konzepter und Michael Glauser, Künstler, koeder.ch, Zürich

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