In Prüm in der Eifel haben werk.um architekten ein modernes, qualitativ hochwertiges und an den Passivhausstandard angelehntes Schulgebäude in Holzmodulbauweise gebaut. Nach einer Nutzung von circa vier Jahren soll das Gebäude demontiert und in kleineren Einheiten an voraussichtlich vier anderen Standorten neu aufgebaut werden – und zwar als dauerhafte Erweiterungen.

Der Schulbau überzeugt mit seiner grossen Flexibilität. In einem nächsten Nutzungszyklus kann das Gebäude an einem beliebigen Ort in einer anderen, auch kleineren Form wiederaufgebaut werden.

Fotos: Thomas Ott

Die Materialien und Konstruktionsprinzipien wurden bewusst sehr einfach und flexibel gehalten. Die Module sind ohne zusätzliche mechanische Verbindungen aufeinandergestapelt: Holzdollen dienen der exakten Positionierung und sogenannte Phone-Strips der akustischen Entkopplung. Dieses simple Fügungsdetail gewährleistet nicht nur eine sichere Montage, sondern auch die erwünschte rasche De- und Wiedermontage an neuen Standorten.

Das Regino-Gymnasium ist seit 1852 in einer denkmalgeschützten Benediktinerabtei beheimatet. Da der Bau einer Generalsanierung unterzogen werden muss, entschied man sich aufgrund einer Machbarkeitsstudie gegen eine aufwendige, langwierige und auch unwirtschaftliche Sanierung bei laufendem Schulbetrieb. Vielmehr wurde beschlossen, den rund 800 Schülerinnen und Schülern und etwa 80 Lehrpersonen für vier Jahre eine Ersatzschule zu errichten.

Konzept

Das temporäre Schulgebäude sollte modular und additiv aus Raummodulen zusammengesetzt sein, sodass es später an einem anderen Ort auch nur teilweise wiederaufgebaut werden kann. Dafür hat das Darmstädter Architekturbüro werk.um eine einfache Lösung entwickelt: Durch die Kombination von 266 Raummodulen mit ergänzenden Holzelementen im Bereich der Bodenplatte, Gänge, Treppenhäuser und Dachelemente konnte das Gebäude sehr wirtschaftlich umgesetzt werden. Die Module wurden dabei so konzipiert, dass sie auch an einem neuen Standort zu einem dreigeschossigen Gebäude beliebiger Grösse und Form gestapelt werden können. Um diese Flexibilität zu gewähren, ist jedes Modul statisch so berechnet, dass es noch zwei weitere Raummodule tragen kann. Unter Berücksichtigung des Transports, der Fertigung, der Montage und der erwünschten Raumgrössen wurden Modultypen entwickelt, mit denen sich das ganze Raumprogramm – Klassenräume verschiedener Grössen, spezielle Räume für die Naturwissenschaften, Mediathek, Lehrerzimmer, Verwaltung, Sanitärbereiche etc. – exakt umsetzen liess.

Konstruktion und Materialien

Die Materialien und Konstruktionsprinzipien wurden bewusst sehr einfach und flexibel gehalten. Die Module sind ohne zusätzliche mechanische Verbindungen aufeinandergestapelt: Holzdollen dienen der exakten Positionierung und sogenannte Phone-Strips der akustischen Entkopplung. Dieses simple Fügungsdetail gewährleistet nicht nur eine sichere Montage, sondern auch die erwünschte rasche De- und Wiedermontage an neuen Standorten.

In Prüm kam der Holzbau auf der Sportplatzfläche zu stehen, auf den Einzelfundamente als Betonfertigteile platziert wurden. Im Abstand von etwa 30 Zentimetern zum Gelände wurde dann der Bau errichtet – eine Kombination aus Holzrahmen- und Massivholzbau bzw. aus Modul- und Elementbau.

Die Fassade besteht aus einer hinterlüfteten, vorvergrauten und wartungsfreien Lärchenholzschalung sowie robusten Holz-Alu-Fenstern mit einem textilen Sonnenschutz. Die Wandoberflächen der Räume bilden einfache, hell lasierte OSB-Platten, die farblich auf die Fensterrahmen und -flügel abgestimmt sind. Die Decke in den Klassenzimmern und Aufenthaltsräumen wirkt über ihre Holzlamellenstruktur als Akustikabsorber und erfüllt somit die raumakustischen Anforderungen an einen Schulbetrieb. Die Wände in den Gängen, genauer deren Oberflächen bilden den Modulabschluss: Die aus Massivholz bestehenden, lasierten Brett- sperrholzwände sind nur weiss lasiert, das Material bleibt somit optisch wie haptisch erlebbar. Nach oben hin verbergen Holzwolle-Leichtbauplatten die darunterliegenden Leitungsführungen. Alle Böden sind mit strapazierfähigem Linoleum ausgelegt. Das heisst, es wurden fast ausschliesslich ökologische und nachhaltige Baustoffe verbaut. Einzig die Treppenläufe sind aus Betonfertigteilen gefertigt, erfüllen damit aber ohne weitere Aufbauten sämtliche Anforderungen an Statik, Brand- und Schallschutz.

Nachhaltiger Holzmodulbau

Insgesamt wurden im neuen Schulhaus in Prüm 2’760 Kubikmeter Holz und Holzwerkstoffe verbaut. Das Gebäude ist aber nicht nur in Bezug auf die verwendeten Materialien – Holz als CO2-Speicher und nachwachsender, heimischer Rohstoff – vorbildlich und nachhaltig, sondern auch wegen seiner optimierten Gebäudetechnik und einer hauseigenen Photovoltaik-Anlage.

Kurz: Dieser Schulbau überzeugt mit seiner grossen Flexibilität. In einem nächsten Nutzungszyklus kann das Gebäude an einem beliebigen Ort in einer anderen, auch kleineren Form wiederaufgebaut werden.

Projektdaten

Regino-Gymnasium Prüm, 2023, Prüm, Deutschland

Bauherr: Eifelkreis Bitburg-Prüm
Architekten: werk.um architekten, Darmstadt
Fertigstellung: 04/2023
Bruttogrundfläche: 8’200 Quadratmeter

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