Das Hotel in Ellmau bei Kitzbühel wurde mit Holzmodulen erstellt. Die Zimmer mitsamt Möbeln wurden vorgefertigt und fixfertig zur Montage auf die Baustelle geliefert.

Die Tirol Lodge verteilt sich auf 14 Bauten, die sich dem Massstab der Umgebung anpassen.

Bilder: www.archimos.at

Wir wollten keine Saison verlieren – deshalb haben wir uns für einen Modulbau entschieden.

Klaus Exenberger > Interview

Schon seit Längerem befasst sich Architekt Bruno Moser aus Breitenbach am Inn in Tirol damit, den maximal möglichen Vorfertigungsgrad im Holzbau auszuloten. Dazu entwickelte er beispielsweise ein günstiges, modulares und flexibles Konzepthaus aus Holz, mit dem sich bezahlbarer und nachhaltiger Wohnraum in kurzer Zeit erstellen lässt. Die stapelbaren Module bauen auf einem dreidimensionalen Raster auf, das sich von den Abmessungen 2,8 mal 11,4 Meter der OSB-4-Grossformatplatte ableitet. Mit der Frage, ob sich aus diesen Modulen auch ein Hotel bauen liesse, trat Hannes Winkler an Bruno Moser heran. Winkler ist Gesellschafter der Bergbahnen Ellmau-Going in Tirol und plante 2017 einen Hotelneubau direkt bei der Talstation der Bergbahn. Sein Fokus lag zum einen auf einer ökologisch nachhaltigen Bauweise. Zum anderen sollte die Bauzeit aufs Minimum reduziert werden. Der Architekt konnte die Vorgaben der Bauherrschaft erfüllen, indem er sein ursprüngliches Konzepthaus für die Hotelnutzung weiterentwickelte.

Kleinteiligkeit durch Einzelbauten

Das Resultat ist ein inzwischen realisiertes, aus fixfertig gelieferten Zimmermodulen zusammengesetztes Hotel mit einem keinesfalls monotonen Erscheinungsbild. Obwohl es mit 340 Betten zu den Grossbetrieben unter den Hotels zählt, erscheint die Anlage alles andere als wuchtig. Die Tirol Lodge verteilt sich auf 14 Bauten, die sich dem Massstab der Umgebung anpassen: 12 jeweils zu einer Vierergruppe zusammengefasste, dreistöckige Häuser mit insgesamt 171 Hotelzimmern sowie ein Hauptgebäude mit Lobby, Bar und Sauna. Abgerundet wird das Angebot durch einen ganzjährig nutzbaren, aussen liegenden Pool mit dazugehörigem Pavillon.

Kein Standardprogramm

Explizit nicht im Raumprogramm vorgesehen war ein Restaurant. Die Hotelbar stellt im Tirol Lodge das einzige Gastronomieangebot dar – ganz nach dem Motto «all exclusive»: Die Gäste nehmen ihre Mahlzeiten in den beiden Restaurants der Bergbahn oder in einer der Gaststätten im Ort ein. Das bestehende Gastronomieangebot deckt den Bedarf problemlos ab. Etwas ungewöhnlich ist auch die hotelinterne Wegführung. Die Gäste gelangen nicht über die Lobby zu ihren Zimmern, sondern direkt über den Freibereich: Zwischen den Häusern einer Vierergruppe befinden sich jeweils offene Verbindungstrakte. Eine Anordnung, die nicht nur auf städtebaulichen und funktionalen Überlegungen beruht, sondern auch bezüglich Fluchtwegen und Brandschutzanforderungen Sinn macht. So kommen maximal 120 Hotelgäste auf ein offenes Treppenhaus – was den Bau der Häuser ganz aus unverkleidetem Holz erlaubte.

Effizient dank hohem Vorfertigungsgrad

Konstruktiv wählte der Architekt für die Module eine Holzrahmenbauweise. Eine Beplankung mit OSB-Platten steift diese aus. Diffusionsoffene und feuchtebeständige Holzfaserplatten bilden zusammen mit einer vertikalen Lärchenholzlattung die Aussenfassade. Für Fassaden, Terrassen und Balkone kam unbehandeltes, sägeraues Lärchenholz zum Einsatz. Die Holzböden und -möbel im Innern hingegen wurden geölt. Alle Module wurden im Werk komplett vorgefertigt. Jedes der 11,5 x 3,06 x 3,35 Meter grossen Hotelzimmer kam als fixfertiges Raummodul inklusive der Inneneinrichtung – bis hin zu Matratze und zum Badezimmerspiegel – per Lastwagen auf die Baustelle. Neun Monate genügten für die Abwicklung des Bauvorhabens von der Produktion der Module bis zur Eröffnung des Hotels. Pro Woche konnten sechs bis acht Raummodule fertig gestellt werden. Die Montage eines 12-Zimmer-Hauses dauerte im Schnitt drei Tage. Anschliessend erfolgten jeweils die Erstellung des dazugehörigen Treppenhauses und die Abschlussarbeiten an den Fassaden. Dem Thema Nachhaltigkeit wird das Projekt nicht nur durch die Verwendung von nachwachsendem Holz gerecht. Auch punkto Abfall ist der Bau des Hotels vorbildlich: Das Müllaufkommen liess sich stark reduzieren. Durch die Verwendung der fertigen OSB-4-Platten in ihrer Originalgrösse entstand etwa wenig Verschnitt, und sämtliche, im Werk eingebauten Bauteile mussten für den Transport nicht extra verpackt werden. Mit diesen Ergebnissen können Bauherrschaft und Architekt zufrieden sein. Ihre ehrgeizigen Ziele bezüglich Effizienz und Nachhaltigkeit wurden erreicht. Die Wahl der Bauweise war dabei entscheidend.

Hotel Tirol Lodge, Ellmau (AT), 2018

Bauherrschaft: Bergbahnen Ellmau-Going Touristik GmbH
Architektur: architekturWERKSTATT, DI Bruno Moser, Breitenbach am Inn (AT), www.archimos.at
Generalunternehmung: Holzbau Saurer GesmbH & Co KG, Höfen (AT)
Anzahl Zimmer: 171

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