Mit ihren hohen CO₂-Emissionen stehen Baumaterialien wie Beton und Stahl zunehmend in der Kritik. Eine vielversprechende Alternative sind Pflanzenbaustoffe, wie auch eine kürzlich erschienene Publikation zeigt.
Pflanzenbaustoffe werden aus Rohstoffen wie Hanf, Flachs, Stroh und Bambus gewonnen, die schnell nachwachsen, CO2 binden und biologisch abbaubar sind. Meist tragen sie zu einem angenehmen Raumklima bei und haben gute Dämmeigenschaften. Und sie überzeugen auch ästhetisch.
Dennoch sollte man sie nicht wählen und nutzen, ohne das Verbreitungsgebiet der Pflanzen und das Ökosystem zu kennen. Denn wie bei anderen Baumaterialien macht nicht jeder Pflanzenbaustoff überall auf der Welt gleich viel Sinn, Stichworte sind regionale Verfügbarkeit, Transportwege und begrenzte Vorkommen.
Ein weiteres Problem: Obwohl biobasiertes Bauen in vielen Regionen traditionell verankert ist, gibt es aktuell kaum eine Baupraxis, industrielle Herstellungsprozesse oder Lieferketten für die Pflanzenbaustoffe. Meist werden sie nur als Sonderanfertigungen umgesetzt. Deshalb sind sie derzeit noch kaum profitabel. Um die Lowtech-Verfahren nach der Industrialisierung erneut zu etablieren, braucht es deshalb Forschung, neue Verarbeitungsprozesse – und inspirierende Beispiele.
Dreissig solche Inspirationen sind in dieser Publikation versammelt und werden nach ihrer Grösse in drei Kapitel – S, M und L – gegliedert. Unter S werden Bauten vorgestellt, deren Fläche innerhalb des jeweiligen Gebäudes weniger als 400 Quadratmeter umfasst, etwa zwei Ferienhäuser in Katalonien, die mit Korkplatten gedämmt und verkleidet wurden. Im Kapitel M (400–2000 m2) sind viele öffentliche Bauten zu finden, etwa ein Kindergarten nahe Bern, den das Büro B in Holzbauweise ausgeführt hat. Unter den grössten Bauten im Kapitel L (> 2000 m2) befindet sich ein Hallenbad im spanischen Toro mit einer Aussenmauer aus Stampflehm und ein Kloster in der deutschen Oberpfalz, dessen Holzkonstruktion mit gepressten Strohballen gedämmt ist. Die mit inspirierenden Fotos und umfassenden Baudetails vorgestellten Gebäude präsentieren die gesamte Bandbreite an Naturmaterialien. Für Bauherrinnen und Architekten, denen das ökologische Bauen am Herzen liegt.
Bibliographie
Sandra Hofmeister (Hrsg.), «Naturbaustoffe. S, M, L», Edition Detail, 2024
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