In Zeiten wachsender Anforderungen an Flexibilität und Nachhaltigkeit im Schulbau setzt der Pavillon Ottenbach neue
Massstäbe. Das modulare Holzgebäude von Bauart Architekten und Planer AG zeigt, dass temporäre Lösungen nicht nur flexibel sind, sondern auch ästhetisch und ökologisch überzeugen können.
Fotos: Beat Schweizer
Der Pavillon wurde als Erweiterung für den Schulbetrieb konzipiert – mit einer geplanten Nutzungsdauer von rund zehn Jahren – und kombiniert modulare Bauweise und nachhaltige Materialien. Die Module wurden in kurzer Zeit in der Werkhalle vorgefertigt und in Ottenbach im Zürcher Weinland innert weniger Tage montiert. Dadurch konnten Lärm- und Emissionsbelastungen während der Bauphase stark reduziert werden.
Reduziertes Raumprogramm, klare Architektur
Ursprünglich hatte auch eine Kindertagesstätte für Vorschulkinder zur Aufgabenstellung gehört. Damit wäre das Raumprogramm rund 60 Prozent grösser ausgefallen, weshalb erst ein zweigeschossiger Bau vorgesehen war. Nachdem die Gemeinde für die Kita jedoch eine andere Lösung gefunden hatte, wurde das Projekt auf ein eingeschossiges Gebäude reduziert. Diese Anpassung führte zu einer klaren, kompakten Lösung, die sich harmonisch ins bestehende Schulareal einfügt. So ist das Gebäude als verbindendes Element zwischen historischem und neuem Schulhaus konzipiert und fügt sich durch seine zurückhaltende, eingeschossige Form bestens in den Bestand ein. Anders als viele andere modulare Schulbauten überzeugt es durch eine umlaufende Veranda mit grosszügigem Vordach, die nicht nur Aufenthaltsqualität schafft, sondern auch eine Fassade aus gestrichenen Dreischichtplatten sowie niedrige Fensterbrüstungen ermöglicht. Ergänzt wird dies durch vertikale Klimakonvektoren, die das übliche Raster modularer Bauten aufbrechen und dem Gebäude eine eigenständige architektonische Identität verleihen.
Eigentlich hatte die Gemeinde nur eine schnelle und günstige Erweiterung im Sinn. Doch gelang es uns, mit einem Entwurfskonzept und einer hohen Ausführungsqualität zu überzeugen. Eine Schlüsselrolle spielte dabei die damalige (…) Projektleiterin auf Bauherrenseite (…). Sie brachte ein hohes gestalterisches Gespür mit.
Engagierte Bauherrschaft als Schlüssel zum Erfolg
Entscheidend für den Projekterfolg war gemäss Stefan Fuchs von Bauart Architekten die Haltung der Bauherrschaft: «Eigentlich hatte die Gemeinde nur eine schnelle und günstige Erweiterung im Sinn. Doch gelang es uns, mit einem Entwurfskonzept und einer hohen Ausführungsqualität zu überzeugen. Eine Schlüsselrolle spielte dabei die damalige Schulpräsidentin und Gemeinderätin Viola Schwarzenbach, die als Projektleiterin auf Bauherrenseite fungierte. Sie brachte ein hohes gestalterisches Gespür mit, identifizierte sich stark mit dem Projekt und setzte sich auch gegen Widerstände im Kollegium durch.»
Nachhaltigkeit ohne Kompromisse
«Besonders erfreulich war die pragmatische, aber dennoch ambitionierte Haltung der Bauherrschaft in Bezug auf
Nachhaltigkeit. Eine Zertifizierung wurde zwar von Anfang an als unnötig abgelehnt, doch konnten wir ein anspruchsvolles
Energiekonzept realisieren», erklärt Fuchs. So produziert eine grossflächige Photovoltaik-Anlage auf dem Dach deutlich mehr
Strom als das Gebäude selbst benötigt, und trägt damit zur Versorgung der anderen Schulgebäude bei. Die Erdsonden dienen
nicht nur der Heizung, sondern – über ein Change-Over-System – auch der Kühlung im Sommer.
Soziale Mehrwerte und Identität
Auch in sozialer Hinsicht wurden Mehrwerte geschaffen: Die offene Eingangshalle, die so nicht bestellt worden war, bietet heute einen attraktiven Ankunftsort und Treffpunkt für die Schulgemeinde. Ebenso prägend ist der konsequente Einsatz von Holz für Innen- wie Aussenoberflächen, der dem Bau viel Wärme und Identität verleiht.
Modulbau mit Vorbildcharakter
Mit seiner klaren Struktur, der hohen architektonischen Qualität und einem zukunftsweisenden Energiekonzept zeigt der Pavillon
Ottenbach, dass provisorische Schulbauten mehr sein können als funktionale Notlösungen. Er ist ein inspirierendes Beispiel dafür, wie ökonomische, ökologische und pädagogische Aspekte in Einklang gebracht werden – und ein starkes Argument für die Potenziale des modularen Holzbaus.
Fotos: Beat Schweizer
Projektdaten
Modularer Holzpavillon, Ottenbach, 2025
Schulweg, Ottenbach
Bauherrschaft: Gemeinde Ottenbach
Architektur und Gesamtleitung:
Bauart Architekten und Planer AG, Zürich
Holzbau: DM-Bau, Oberried
Bauingenieur: Peter Ott Ingenieurbüro für Hoch- und Tiefbau AG, Zug
Holzbauingenieur: Christian Keiser, Ingenieurbüro für Holzbau, Gossau
HLKS-Ingenieur: Olos AG, Ingenieure für Energie- und Gebäudetechnik, Baar
Elektroingenieur: Wyder Elektroplanung, Zürich
Kosten: CHF 3,1 Mio.
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